In einem Artikel zur Mitgliederversammlung des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), in dem es vor allem um die Wahl von Claudia Herweg zur neuen Präsidentin ging, wird sie zu einigen Punkten zitiert. Es ist da von „Top“, „Vision“ und „ergebnisorientiert“ die Rede. Es geht, das wird deutlich, um den Top-Sport, nicht um die Vereine.
Schon im Kindergarten soll es damit losgehen. Und dann bei Top-Spielern in der Welt aufzuhören. Mit Sport „brauche Helden“ geht es da weiter, und gipfelt in der Marschrichtung „Tischtennis auf Top-Niveau präsentieren und vermarkten“.
Das alles ist auf den Spitzensport ausgerichtet. Das hat nur ganz wenig mit der Realität in den kleinen Vereinen zu tun. Doch wer soll denn aus dem Kindergarten heraus die Talente suchen, finden und so weit bringen, dass es auf Verbandsebene weiter geht? Wer soll die Grundlagen schaffen, damit ein Talent (was auch immer das sein mag und wie sich das äußert) in die „Top 20 der Welt“ kommen kann.
Es sind die Vereine und die (zum großen Teil ehrenamtliche) Trainer. Davon ist keine Rede.
Doch ohne Vereine geht es nicht. Die Vereine sind vor Ort und haben die Kontakte in den Kindergarten. (Dort schon anzufangen, ist übrigens eine sehr gute Idee.)
Wer soll den Kindern zeigen, was es bedeutet, im Verein zu spielen? Wer soll die Kinder mit einem „gebauten“ Vereins-Schläger ausstatten (die Empfehlung an die Eltern geben)? Wer bietet den Kindern die Trainingsmöglichkeiten, um dann später auf Verbandsebene zu trainieren? Es sind die kleinen Vereine und die meist ehrenamtlichen Trainer.
Die größeren Vereine und die Verbände profitieren von dieser (oft aufreibenden) Arbeit.
Daher habe ich bei Engagierten angefragt, was sie sich von der neuen Präsidentin im Namen des Vereins wünschen würden. Leider kamen nur sehr rudimentäre oder inhaltlich kaum Antworten. Das könnte natürlich an meiner geringen Reichweite liegen. Aber was es auch heißen könnte: Sie erwarten nichts. Denn: Der DTTB ist aus der Sicht der Vereine sehr weit weg. Im Fußball ist das übrigens ähnlich. Da kommt man als Verein auch eher selten so richtig nach ganz oben durch.
Hier hätte ich mir von der neuen Präsidentin gewünscht, dass sie sich nicht nur auf die Verbände setzt, sondern auch auf die Vereine.
Sie spricht im Artikel davon „gemeinsam“ vorgehen zu wollen. Danach sieht es aber nicht aus, wenn sie dann davon spricht, dass sie die Vermarktung des Sports im Blick hat. Diese „Vermarktung“ bezieht sich sicherlich nur auf den Spitzensport, nicht auf den lokalen Vereinssport.
Es werden ja öfters die sinkenden Mitgliederzahlen bejammert. Auch Claudia Herweg hat das als 1. Punkt. Doch woher kommen die Mitglieder? Richtig. Die Interessierten treten in die Vereine ein. Nicht, in die Landesverbände und nicht in den Hauptverband.
Ich hätte gerne darüber mit Claudia Herweg gesprochen und hatte 3 kurze Fragen an die Pressestelle des DTTB geschickt. Der Anfrage wurde eine Absage erteilt.