Adam Bobrow hat im Sommer einige Zeit in Deutschland verbracht. Er war bei vielen Tischtennis-Institutionen mit seinen „Challenges“ vertreten. Fast täglich gab es bei Instagram oder TikTok Videos mit ihm. Regelmäßig zeigt er, wo er in der Welt er überall mit Amateuren und Spitzenspielern gespielt hat. Wenn er mal nicht um die Welt fliegt, um Tischtennis zu spielen, dann kommentiert er Tischtennis-Events. Seine Markenzeichen sind die „The Snake“ („Die Schlange“), Ballon-Abwehr, überraschende Gegenangriffe und bunte (nein, sehr bunte) Kleidung. Die Videos sind für ihn geschnitten und zeigen ihn bei seinen Signature-Schlägen. Nur selten blitzt das Talent oder das Können von ihm in seinen Videos durch. Er nennt es selbst „Bobrow-Style“. „Grundsätzlich geht es mir immer darum, Tischtennis populärer zu machen und möglichst viele Menschen für diesen Sport zu begeistern. Der Fun-Faktor ist dabei der gemeinsame Nenner. Ich denke, Tischtennis kann Menschen zusammenbringen. Ich kann mit meiner kreativen Art die Menschen in der Halle oder beim Street-Tabletennis mitnehmen. Das garantiert diese faszinierenden Momente, von denen meine Filme erzählen. Auch wenn ich natürlich vielleicht etwas zu edgy oder trendy auftrete, komme ich selbst mit den Superstars gut zurecht“, wird er bei Andro zitiert.
Aber ist das das Tischtennis, was als Grundlage für Kinder und Jugendliche sinnvoll ist?
Ist es nicht. Es ist eine amerikanische Show und repräsentiert aus meiner Sicht nicht das Tischtennis, das wir für die Nachwuchsgewinnung brauchen.
Es zeigt nicht das wahre Tischtennis (wobei man sich über das „wahre“ streiten kann).
Es ist Show. Show, die man als Insider versteht. In aller Regel ist eine „Snake“ nicht mehr als ein Notschlag, genauso wie die Ballon-Abwehr. Es dient der Unterhaltung bei (Achtung!) Show-Kämpfen, die für Tischtennisspieler, die schon im Verein spielen, gedacht und gemacht sind. Aber nicht zur Nachwuchsgewinnung. Ich möchte nicht wissen, wie viele dann zu einem Training gehen und enttäuscht sind, das da ganz anders gespielt und vor allem trainiert wird. Und bei jedem Punkt wird auch nicht gejubelt. Und Klamotten, die aussehen als hätte Kanarienvogel etwas von Ed Hardy und Camp Davis an, auch nicht. So ist Tischtennis nicht. Nicht in Deutschland, nirgendwo. „Aber SOOOO ist das doch langweilig! Beim Adam ist das viel cooler in den Videos“, wird es dann heißen.
Damit man mich nicht falsch versteht: Ich bin nicht dafür, dass Tischtennis wie in Asien betrieben wird. Spaß sollte immer dabei sein. Aber bevor man mit einer Snake und Ballon-Abwehr tatsächlich richtig spielt und gewinnt, ist es ein langer Weg. Tischtennis ist meist nicht spektakulär, sondern ein einfach ein normaler Sport. Weniger Show und weniger bunte Klamotten bei Adam Bobrow und er wäre ein international sinnvoller Botschafter (oder sollte ich Sinnfluencer sagen?) des Sports.
Daniel Faust