Kathi Schanz und Marvin Wenderoth, beide leiden an Typ 1-Diabetes und können trotzdem Tischtennis spielen. Doch wie ist es bei Kindern. Phil-Jannick Steck (12) von der TSG Steinheim leidet seit seinem 3. Lebensjahr an der Krankheit. Wie sieht die Krankheit im Kindes- und Jugendalter aus und wie kann man als Eltern und Vereinsverantwortlicher mit der Erkrankung umgehen. Darüber spricht Heike Steck, Phil-Jannicks Mutter im Interview mit netz-kante-weg.de.
Wie merkt man als Eltern oder Verantwortlicher, ob ein Kind Diabetes hat/haben könnte?
Ganz klassische Anzeichen für einen Typ1-Diabetes sind: Starker Durst, Starker Harndrang, Abgeschlagenheit, Bauchschmerzen, Übelkeit und der Geruch nach Aceton. Unser Sohn hat wirklich sehr viel getrunken – auffallend viel. Das ist nicht zu übersehen. Auch wenn ein Kind nachts wieder ins Bett macht, sind das auffällige Anzeichen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Hier sollte unbedingt der Kinderarzt eingeschaltet werden. Wichtig ist hier: immer auf einen Urintest oder eine Blutzuckermessung bestehen. Typ1-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern.
Gibt es Unterschiede bei Jungen oder Mädchen?
Was die Manifestation (wenn Diabetes diagnostiziert wurde) angeht, da gibt es keinen Unterschied. Wachstumshormone in der Pubertät als Beispiel betreffen Jungs und Mädels gleichermaßen. Bei der monatlichen Periode haben aber Mädchen eher mit den Blutzuckerwerten zu kämpfen.
Wie merken es die Betroffenen selbst?
Unser Sohn war damals 3 Jahre alt. Er hatte bis zur Manifestation gar nichts gemerkt. Er musste einfach öfter auf die Toilette und hatte Durst. Für ihn war es sicherlich schwer zu verstehen, dass er plötzlich ständig gepiekst und gespritzt werden musste. Ansonsten sind die obigen Symptome bei älteren Kindern und Jugendlichen ja deutlich spürbar und sie teilen sich mit.
Wie kann man als Eltern oder als Betroffener den Vereinsverantwortlichen das Thema nahebringen, ohne, dass das Kind in eine vielleicht unangenehme „Außenseiterrolle“ gerät?
Was auf jeden Fall hilft, ist der offene Umgang mit dieser Erkrankung. Es ist unheimlich wichtig, dass der Trainer Bescheid weiß und im Falle einer Unterzuckerung Hilfestellung geben kann. Auch als Eltern ist es hier unsere Aufgabe die Trainer zu sensibilisieren und aufzuklären, ohne Angst zu machen. Unsere Kinder sind genauso leistungsfähig wie gesunde Kinder, nur müssen sie ein paar mehr Dinge beachten. Ebenso hilft es, wenn die Trainingspartner Bescheid wissen. Es kommt immer mal wieder vor, dass im Training eine kurze Pause wegen eines niedrigen Blutzuckerspiegels eingelegt werden muss. Unserer Erfahrung nach ist es hilfreich, offen auf Menschen zuzugehen und die Erkrankung anzusprechen – ebenso werde ich nicht müde, immer und immer wieder die Symptome zu erzählen, damit möglichst viele Menschen die Warnzeichen kennen und es zu keinen Manifestationskomplikationen kommt. Ebenso geht unser Sohn sehr offen damit um. Er beantwortet geduldig Fragen über seinen Sensor (er trägt ihn sichtbar am Arm) oder über seine Insulin-Pumpe. Es ist uns wichtig, dass Phil selbstbewusst mit seiner Erkrankung umgeht.
Warum ist Tischtennis ein guter Sport für Typ1-Diabetes?
Was beim Tischtennissport von uns am Anfang enorm unterschätzt wurde, ist die Konzentration. Es gibt einmal die Bewegung die beim Tischtennis Einfluss auf den Blutzucker hat und ein großer Anteil ist es ebenso die Konzentration. Beides lässt den Blutzucker abfallen. Ein großer Gegenspieler ist Adrenalin, Aufregung und Anspannung. Dies alles lässt den Blutzucker in die Höhe schnellen. Gerade an Turniertagen haben wir immer mit hohen Werten zu kämpfen ist die Anspannung vorbei sinkt der Blutzucker rapide. Sport und Bewegung allgemein ist enorm wichtig, um spätere Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Heike Steck ist [Achtung, tief einatmen vor dem Lesen!] Stellvertretende Vorsitzende der Diabetiker Baden-Württemberg e.V., Referentin DIAschulisch (www.diabetiker-bw.de), Projektleiterin Diabetes Guides Kinder und Jugend (DDF) der Deutschen Diabetes Föderation (www.deindiabetesguide.de), Diabetes-Nanny der Stiftung Dianino (www.stiftung-dianino.de), Leiterin der Selbsthilfegruppe Sweet-Kids in Ludwigsburg (www.sweet-kids.de) und Stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins des TSG Steinheim (www.foerderverein-steinheim-tt.de).
Ihr Sohn speit seit 2017 Tischtennis in der Landesliga Jungen U18 und besitzt seit diesem Jahr Erwachsenspielrecht in der Kreisklasse A und Bezirksklasse B im Verband TT Bawü.
Die Fragen stellte Daniel Faust
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