Am 14. November (also kommender Sonntag) ist der Welt-Diabetes-Tag. Rund 341.000 Menschen sind in Deutschland am sogenannten Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt. Von 8 Millionen Gesamt-Erkrankten kommt der Anteil der Typ2-Kranken auf 95 Prozent. Diabetes ist eine Stoffwechselkrankheit, die sich auch auf das Tischtennis auswirken kann. Vor allem dann, wenn eine so genannte Unterzuckerung entstanden ist. Was der Unterschied zwischen Typ 1 und 2 ist, wie sich eine Unterzuckerung beim Spielen zeigt und was Trainer, Betreuer und Mannschaftskameraden tun können, erläutert Kathi Schanz im Interview, die selbst an Typ 1 erkrankt ist und Tischtennis spielt.
Was ist der grundlegende Unterschied zwischen Typ 1 und Typ 2?
Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Der eigene Körper zerstört die Insulin-produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Dadurch entsteht ein absoluter Insulinmangel. Um zu überleben, muss Insulin von außen zugeführt werden. Das funktioniert entweder über Insulin-Pens oder eine Insulin-Pumpe. Beim Diabetes mellitus Typ 2 erschöpfen die Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse allmählich. Andererseits reagieren die Zellen nicht empfindlich genug auf das Hormon Insulin. Man spricht auch von einer Insulinresistenz. Viele Menschen mit Typ 2 Diabetes benötigen orale Medikamente. Wenn das alles irgendwann nicht mehr ausreicht, wird auch beim Typ 2 Diabetes Insulin injiziert.
Was passiert bei einer Unterzuckerung und wie äußert sich das bei den Betroffenen?
Unser Blutzuckerspiegel sollte sich stets in einem bestimmten Rahmen befinden. Ein zu niedriger Blutzuckerspiegel wird Hypoglykämie (Unterzuckerung) genannt. Wir Menschen mit Diabetes nennen diesen Zustand meistens „Hypo“. Eine leichte Hypo kommt häufig vor. Durch eine zu geringe Energiezufuhr oder einen hohen Energieverbrauch, wie beim Sport, können Hypos entstehen. Oder man hat sich beispielsweise mit dem Insulin verschätzt und zu viel abgegeben. Dem Körper geht die Energie aus. Das Hormon Adrenalin wird ausgeschüttet und mobilisiert den Reservezucker in der Leber. Die Symptome einer Unterzuckerung, die durch die hormonelle Veränderung ausgelöst werden können folgende sein: Zittern, Herzrasen, Schweißausbrüche, Konzentrations- und Sehstörungen. Wenn die Hypo weiterhin nicht behandelt wird und es zu einer schweren Unterzuckerung kommt, kann der Zuckermangel im Gehirn zu Schwindel, Krampfanfällen und Bewusstlosigkeit führen. In diesem Fall ist man auf Fremdhilfe angewiesen. Kinder und Jugendliche können die gleichen Symptome aufweisen wie Erwachsene.
Was ist davon von außen beim Spiel sichtbar/erkennbar?
Vor allem die Hände zittern. Wenn also bei seinem Gegenüber der Schläger anfängt zu wackeln oder sich die Person plötzlich seltsam verhält, sollte man sie gegebenenfalls ansprechen und fragen, ob alles in Ordnung ist. Auch die Motorik lässt stark nach. Bälle in diesem Zustand zu treffen, ist ziemlich unwahrscheinlich. Manche Menschen mit Diabetes verhalten sich in einer Hypo ganz anders als sonst. Es kann sein, dass man plötzlich redet wie ein Wasserfall oder auch ganz ruhig wird. Manchmal werden die sichtbaren Symptome einer Unterzuckerung auch mit einem Verhalten von Betrunkenen verwechselt. Die Sprachfähigkeit wird geringer und es könnte als „lallen“ gedeutet werden.
Was kann ein Mannschaftskamerad, ein Betreuer tun, wenn er die Anzeichen sieht?
Wenn wir noch ansprechbar sind: Fragen, ob der Blutzuckerwert in Ordnung ist (viele von uns tragen einen Sensor, der uns den Glukosewert verrät, ohne dass wir uns stechen müssen). Falls es sich um eine Unterzuckerung handelt, Traubenzucker reichen (oder andere schnell wirksame Kohlenhydrate wie Säfte). Falls die Person bereits bewusstlos ist auf keinen Fall Traubenzucker geben, denn schlucken funktioniert hier nicht mehr. Hier den Notruf wählen und sagen, dass es sich um eine Hypoklykämie, auf Deutsch: eine Unterzuckerung, handelt. Es kann auch sein, dass Menschen mit Diabetes ein so genanntes Notfall-Kit mitführen. Das kann einerseits ein Injektions-Kit sein oder auch ein Nasenspray mit Glucagon. Wenn man sich in einer schweren Unterzuckerung befindet, dann kann die Gabe von Glucagon das Leben retten. Es ist kein Hexenwerk und die Anleitung steht jeweils direkt auf den Verpackungen. Im besten Fall rettet es unser Leben. Soll heißen: Das Mittel einsetzen bevor der Notarzt kommt.
Über Kathi Schanz
Kathi Schanz ist 30 Jahre alt und Dreifach-Mama. Seit knapp 10 Jahren lebt sie mit der Diagnose. In dieser Zeit spielte sie in der Damen-Oberliga in Hessen. Seit dem 8. Lebensjahr steht sie an der Platte. Sie hat die Eliteschule des Sports in Frankfurt am Main besucht und arbeitet nun – bedingt durch die Krankheit – als Medizinprodukteberaterin und Online-Trainerin im Bereich kontinuierlicher Glukosemesssysteme. Außerdem ist sie auf Instagram und Youtube mit dem Kanal @diabeteswelt vertreten. Schanz spielt im Regelbereich und im Para-Sport. Sie tritt in der so genannten AB-Klasse an. AB steht hier für „Allgemeine Behinderung“.
Die Fragen stellte Daniel Faust