Standardübungen und „Kaiserplatte“ sind auf Dauer langweilig in der Vorbereitung
Vor gut 2 Wochen hat Daniel Faust, Herausgeber und Redakteur von Netz-Kante-Weg.de, Gieole Vulcano zur Motivation vor der Saison im Tischtennis befragt. Doch die eigene Motivation ist im Verein nicht das entscheidende, vor allem dann nicht, wenn Kinder und Jugendliche im Verein sind. Wie kann man als Trainer und Verantwortlicher Kinder und Jugendliche außerhalb der Saison motivieren und an den Verein und den Sport binden?
Frage 1: Wie kann ich Kinder generell außerhalb der Saison motivieren?
Jüngere Kinder motiviert man nach meinen Erfahrungen eher mit coolen Spielideen und Übungen, welche eher spielerisch verpackt sind. Das macht ihnen mehr Spaß, als das „normale“ und disziplinierte Training. Bei jugendlichen Kindern gestalte ich das anders. Da uns in der Sommerpause meist mehr Trainingskapazität zur Verfügung steht, ergänze ich das Training um Themen, die innerhalb der Saison leider wenig Aufmerksamkeit geschenkt bekommen, wie zum Beispiel der Mentalstärke oder das Fitnesstraining, draußen auf dem Sportplatz. Das bringt Abwechslung rein, macht mehr Spaß und erhöht die Trainingsqualität. Das motiviert die Spieler. Wichtig dabei ist immer Leistungsniveau, Spielertyp und Trainingsbedingungen zu berücksichtigen.
Frage 2: Wie kann ich Kinder und Jugendliche am Saison-Start auf die Spiele vorbereiten?
Unmittelbar vor Saison-Start ist es immer wichtig, dass Aufschlag-/Rückschlagspiel zu schulen. Ein Aufschlag und ein Rückschlag sind nämlich zwingend in jedem Ballwechsel vorhanden. Außerdem zeichnet sich durch Auf- und Rückschlag meist der folgende Ballwechsel ab, sodass er massiven Einfluss auf den Punktgewinn haben kann. Sinnvoll wäre es, die Kinder das Ganze über die üblichen Spielpartner hinaus trainieren zu lassen, um so neue Spielertypen kennenzulernen und sich auf neue Auf- und Rückschläge einzustellen. Dafür eignen sich Freundschaftsspiele oder Turniere super, um a) eben genanntes zu trainieren und b) schonmal in Wettkampfstimmung zu gelangen. Vor allem die neuen und jungen Spieler aus den U13-Mannschaften können von solchen Freundschaftsspielen profitieren, um ihnen vor dem ersten Spiel die Angst zu nehmen.
Frage 3: Wie halte ich die Motivation bei Kindern und Jugendlichen aufrecht?
Mit einem Mix aus hoher Trainingsqualität, einem gewissen Maß an Variabilität und interessanten Spiel- und Übungsformen. Eintönigkeit ist langweilig und so ist es wichtig, auch mal über Standardübungen und Kaiserplatte hinauszuschauen. Genauso wichtig ist es, sich, mit den Spielern gemeinsam, immer wieder das Ziel vor Augen zu führen. Das Ziel ist die Grundlage für Motivation und so sollte auch dieses immer wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Noch wichtiger, vor allem im Breitensport, ist ein funktionierendes soziales System innerhalb des Vereins. Es sollte Harmonie herrschen. Der Trainer ist im Breitensport in der Regel mehr als nur der Trainer, sondern auch Ansprechpartner und Freund, genauso wie es die Mannschaft auch sein sollte. Wenn man gerne in einem Verein ist, kommt die Motivation meist von allein.
Frage 4: Wie binde ich eventuell die Eltern mit ein?
Motivation kann unzählige Dinge beeinflusst werden – vor allem bei Kindern. Die Kinder langfristig zu motivieren, liegt in meinen Augen beim Verein und deren Trainer. Allerdings kann die Motivation, wie eben erläutert, durch viele andere Faktoren, wie zum Beispiel Schule, sozialem Umfeld oder familiärer Situation stark beeinträchtigt werden. Die Eltern sind hierbei ein gutes Mittel, bei Bedarf, Verhaltensweisen eines Kindes, besser nachvollziehen zu können. Dabei geht es nicht darum, möglichst viel über das Privatlebens des Kindes zu erfahren, sondern viel mehr im Falle eines plötzlichen Motivationsverlustes oder ungewohnten Verhaltensweisen besser intervenieren zu können.
Gioele Vulcano ist Tischtennistrainer und Gründer von Bessertischtennis. Er trainiert in verschiedenen Vereinen im Jugend- und Herren-Bereich und hat bereits eigene Lehrgänge veranstaltet.
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