Viele Vereinsspieler waren bestimmt schon mal in Grenzau oder Düsseldorf. Wenn man an den Tagen voll drin ist, ist die Integration der neuen Technik kein Problem. Doch was ist, wenn man wieder in der eigenen Halle ist und der Alltagstrott im Verein und den Punktspielen los geht? Wie man bei der Planung eines Trainingslagers und nach dem Aufenthalt die Spielzüge beibehält, weiß Gieole Vulcano, Tischtennistrainer und Lehrgangstrainer.
Wann ist die beste Zeit für ein Trainingslager? Vor der Saison oder sogar währenddessen?
Das ist abhängig von dem Trainingsziel und dem Lehrgang selbst. Es gibt verschiedene Arten von Lehrgängen: Bei einigen Lehrgängen wird man über die volle Trainingszeit in einer großen Gruppe betreut, während man bei anderen Trainingslagern viel individuelle Betreuung erhält und am Balleimer an seiner Technik feilen kann. Einen Lehrgang, welcher dir sehr viel Spielzeit am Tisch mit verschiedenen Übungen bietet, kann man gerne auch unter der Saison besuchen, sofern bis zum nächsten Spiel genug Regenerations-Pause dazwischen liegt. Man sollte dabei darauf achten, dass man den Fokus auf die Beinarbeit oder das Aufschlag-/Rückschlagspiel legt. Für Bereiche, für die es eine intensivere Betreuung und/oder mehr Zeit bedarf, wie zum Beispiel die Technikoptimierung, sollte man mit einem Lehrgang bis zur Winter- oder Sommerpause abwarten. Hierfür eignen sich besser Trainingslager, welche eine bessere individuelle Betreuung bietet.
Trainingslager in der eigenen Halle oder weg von der eigenen Halle, was ist besser und warum?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wer gerne in der heimischen Halle spielt, tut sich vielleicht, aufgrund der gewohnten Umgebung, etwas leichter. Aber ich meine, ein Tischtennisspieler kann sich meist auch anderen Hallen anpassen. Wenn andere, die sich in ungewohnter Umgebung produktiver oder leistungsfähiger fühlen, neues sehen wollen, spricht auch hier nichts dagegen. Bei einem Trainingslager sind andere Dinge relevanter.
Was ist bei Trainingslager mit Kindern und Jugendlichen zu beachten?
Wenn Kinder auf Lehrgänge geschickt werden, spielt die sozialen Kompetenzen des Trainers eine große Rolle. Ein Bundesliga-Trainer bringt die Kinder nicht weiter, sofern er eben nicht mit ihnen umgehen kann. Natürlich sollte das tischtennisspezifische Wissen nicht außen vor bleiben, aber es muss definitiv beides berücksichtigt werden. Des Weiteren sollte beachtet werden, wie viele weitere Kinder und Jugendliche den Lehrgang besuchen, denn so ermutigt man das Kind eher für das Training, das im Besten Fall dann auch noch mehr Spaß macht. Hierfür eignen sich gut Ferienlehrgänge in der Umgebung. Diese sind, wie der Name schon sagt, immer in den Schulferien und meist unter der Woche, sodass zwangsläufig nur Schüler und Schülerinnen dabei sind.
Wie binde ich hier die Eltern sinnvoll ein?
In unserem Verein ist es schwer, Mitglieder des Vereins zu motivieren, die Kinder an Spieltagen oder Turnieren zu betreuen. Bei Lehrgängen verhält es sich da einfacher, da die Kinder nur „abgegeben“ werden müssen und anschließend von den dortigen Trainern betreut werden. Hier setzen wir auf die Unterstützung der Eltern, die sich an Fahrgemeinschaften meist auch gerne beteiligen. Falls es sich um einen Lehrgang in der eigenen Halle handeln sollte, erklären sich bestimmt auch einige Eltern bereit, bei der Verpflegung der Kinder mitzuhelfen, zum Beispiel Essen am Mittag warm zu machen oder Brötchen zu schmieren.
Wie erhalte ich die gelernten Spielzüge und Fähigkeiten aus dem Trainingslager für den Rest der Spielzeit?
Das ist ganz simpel: Mit der Integration in das eigene Spiel. Ich sehe leider immer wieder Spieler, dir Neues lernen, aber im Spiel nichts davon anwenden, sei es durch mentale Blockaden oder das tatsächliche Vergessen. Man muss gelernte Spielzüge und neue Techniken immer tiefer in die Übungen integrieren, um sie auch für das Spiel richtig zu verinnerlichen. Am besten schreibt man sich nach jeder Einheit alle Tipps des Trainers auf, um nichts zu vergessen. Im eigenen Training sollten die Fertigkeiten immer weiter von regelmäßigen, hin zu immer unregelmäßigeren Übungen übergehen, bis man es schon beinahe unterbewusst in das Spiel integriert. Nach mehreren erfolgreichen Trainingseinheiten kann man auch gerne ein Trainingsspiel spielen, um weiterhin gezielt bestimmte Taktiken und Techniken im Spiel zu integrieren. Und sobald man etwas neues integriert hat, kann man durch seine Notizen an den Lehrgangstagen nochmal checken, ob man nicht noch etwas verbessern könnte. So nimmt man am meisten Profit aus einem solchen Extratraining.
Gioele Vulcano (20) spielt seit über 13 Jahren für den Tischtennisverein seiner Kleinstadt und Heimat im Bezirk Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Mit knapp 1700 Punkten kämpft er mit seiner Mannschaft um die Punkte der Bezirksliga. In seinem Verein übernimmt er das Amt des Jugendleiters und ist Trainer in zwei Vereinen. Auf seinen Besser Tischtennis-Lehrgängen unterstützt er weiterhin Spieler aus anderen Vereinen.