Es ist noch nicht so lange her, dass es überhaupt ein „Time-Out“ gibt. In anderen Sportarten ist das ja schon lange etabliert. Doch wie kann man ein „Time-Out“ für sich nutzen, wenn man es nimmt oder der Gegner es nimmt. Tipps gibt es von Gioele Vulcano von BesserTischtennis.
Wann ist der beste Zeitpunkt für ein Time-Out und warum?
Der perfekte Zeitpunkt für ein Time-Out ist der, an dem du ohne Time-Out den Satz verlierst. Das ist meine Definition. Ich finde es schwierig zu sagen, dass man ein Time-Out nur nehmen soll, wenn man drei Punkte in Folge verliert oder ein 5-Satz gespielt wird. Im Tischtennis können drei Sätze schneller vorbei sein als es einem lieb ist und entsprechend ist jeder Satz wichtig.
Deshalb denke ich, dass die Auszeit oft zu lange „gespart“ wird für einen noch perfekteren Moment. „Ich habe ja noch ein Satz“, denken sich viele Spieler leider viel zu oft. Aus diesem Grund bin ich ein Freund davon, auch mal im zweiten Satz ein Time-Out zu nehmen. Wenn einen das ins Spiel zurückholt, kann das viel Selbstbewusstsein für den kommenden Satz geben.
Wer sollte es bestimmen? Nur der Spieler selbst oder die Trainer oder die Mannschaftskameraden?
Das ist eine schwierige Frage. Ich denke, das sollte nicht pauschalisiert werden. Wenn der Spieler gerade nervös ist, ist ein Timeout völlig legitim. Das ist es aber auch, wenn ein Mannschaftskamerad die Idee für eine neue taktische Komponente hat, die das Spiel nochmal in eine andere Richtung lenkt.
Ich finde es dabei nur wichtig zu beachten, dass sich der Spieler wohlfühlt. Wenn der Trainer einen rausholen möchte und der Spieler sich wehrt, macht es keinen Sinn weiter auf einem Time-Out zu beharren. Das bringt nur unnötig Unruhe rein ins Spiel. Am besten spricht man sich im Vorhinein innerhalb der Mannschaft ab, wie man mit einer solchen Situation umgehen möchte.
Was kann man tun, wenn nicht derjenige ist, der es genommen hat. Selbst eine neue Taktik zurechtlegen oder sich irgendwie „warmhalten“?
Never change a running system. Wenn es mit der aktuellen Strategie gut läuft, warum dann auf Krampf eine neue Taktik suchen, mit der man sich vielleicht noch nicht so sicher fühlt, wie mit der eben gespielten. Zwar kann man sich definitiv darauf einstellen, dass der Gegner nun bestimme Dinge verändern wird, um es einem selbst schwieriger zu machen, das heißt aber noch nicht zwangsläufig, dass die „Grundtaktik“ eine andere sein muss.
Ich rate konzentriert zu bleiben und sich nicht auf den erfolgreichen, die zum Time-Out geführt haben, auszuruhen. Am besten geht man nochmal die wichtigen Punkte durch und bestärkt sich in dem was man tut, um selbstsicher weiterzuspielen. Dabei kann man sich auf eventuell auf die Auszeit folgenden Varianten des Gegners einstellen, sofern man sich dadurch nicht verrückt macht. Es gilt sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.
Gioele Vulcano ist Tischtennistrainer und Gründer von Bessertischtennis. Er trainiert in verschiedenen Vereinen im Jugend- und Herren-Bereich und hat bereits eigene Lehrgänge veranstaltet.
Die Fragen stellte Daniel Faust
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